Wenn du redest, wiederholst du nur, was du schon weißt“, sagt der Dalai Lama. „Aber wenn du zuhörst, lernst du vielleicht etwas Neues.“

Wie groß ist eigentlich das Interesse, dem anderen zuzuhören, für einen Moment in seine Welt einzusteigen, um sie zu verstehen? Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie sehr Menschen davon getrieben sind, ihre Geschichten zum wiederholten Male zum Besten zu geben, andere zu unterbrechen oder reinzugrätschen. Unter dem Motto: “Wer Luft holt, hat verloren“, reden alle aneinander vorbei und wundern sich, warum das alles so anstrengend ist und warum die anderen einen einfach nicht verstehen.

Die Beweggründe mögen unterschiedlich sein und wahrscheinlich läuft es meist unbewusst ab, nur eines ist klar: zu einem wirklichen Verstehen, einem tieferen Austausch führt das nicht!

Wie viel spannender ist es, einmal in die Welt des anderen einzutauchen und die Beweggründe zu verstehen. Und verstehen heißt nicht gut finden, sondern einfach ihre/seine Beweggründe zu verstehen.

In meinen Trainings biete ich oft eine Zweierübung an. Die Regel ist einfach und doch für fast alle eine richtige Herausforderung:

Eine*r erzählt ihrem/seinem Gegenüber für 3 Minuten eine Geschichte aus ihrem/seinem Leben und die/der andere hat „nur“ die Aufgabe, empathisch zuzuhören, nichts zu sagen, einfach nur da zu sein und nach den 3 Minuten die erzählte Geschichte in eigenen Worten zurück zu spiegeln.

Dabei gibt es interessante Phänomene zu beobachten:

  1. Diejenige/derjenige, die/der jetzt 3 Minuten sprechen darf, in dem Bewusstsein keiner darf mich unterbrechen, denkt: “Oh mein Gott, was soll ich denn 3 lange Minuten erzählen.” – anstatt sich zu freuen.
  2. Die/der andere kommt meist komplett in den Stress und denkt: “Wie soll ich so lange zuhören, ohne was zu sagen und wie soll ich das alles behalten und wiedergeben.”

Wenn dann alle diese Übung „überstanden” haben, sagen sie am Ende des Trainings, dass es einer der schönsten Übungen war. Und das ist auch so. Dieser Moment der Ausschließlichkeit tut einfach gut. Es ist ein kostbares Geschenk, wenn mein Gegenüber mal für einen Moment bei mir und meinem Anliegen bleibt, ohne gleich mit: „Kenne ich auch“ reinzugrätschen und die Geschichte an sich zu reißen.

Fakt ist: Jeder Mensch merkt sofort, ob sein Gesprächspartner wirklich zuhört oder nicht, egal ob am Telefon oder in der persönlichen Begegnung.

Wir machen diese Erfahrung auch immer wieder mit den TeilnehmerInnen unseres Blended Learnings “Führerschein für Führungskräfte“.

Das größte Learning im „DU“-Training ist für die meisten TeilnehmerInnen, dass ihnen bewusst wurde, was für schlechte Zuhörer sie sind. Keine Zeit, keine innere Kapazität, kein Interesse – egal aus welchem Grund wir unsere Ohren verschließen, es verursacht stets immense Minuspunkte auf dem Beziehungskonto.

In einem Mitarbeitergespräch ist diese Art mangelndes Interesse besonders fatal: Chefs oder Vorgesetzte, die während einer Unterhaltung mit einer/einem Mitarbeiterin/Mitarbeiter aufs Handy schauen, anderen etwas zurufen, dauernd links und rechts zur Seite gucken, werden zu Recht für unhöflich, respektlos oder arrogant gehalten. Und das wiederum hat fatale Folgen auf die Motivation.  

Umgekehrt gilt: Je besser die Führungsqualität, desto stärker die Mitarbeiterbindung. Und: Je stärker die Mitarbeiterbindung, desto stärker sind Motivation, Freude und Leistungsbereitschaft. Laut einer Gallup-Studie1 fühlten sich 2019 in Deutschland nur 15 % aller MitarbeiterInnen emotional an ihren Arbeitgeber gebunden. In den allermeisten Fällen ließ sich dies auf das Verhalten der unmittelbaren Führungskräfte zurückführen. Ich denke, hier ist noch gaaaanz viel Luft nach oben! 😉

To make a long story short: Mit diesem Beitrag möchte ich Sie dazu anregen, HEUTE aufmerksam zu beobachten. Ich bin gespannt von Ihnen zu hören, welche Erfahrungen Sie damit machen. Schreiben Sie mir gerne und lassen Sie uns in den Austausch gehen :-)

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine aufmerksame Woche,

Ihre Regina Först

 

Quelle: 1 Gallup, Inc.