Kooperativer Führungsstil
Der kooperative Führungsstil
Der Mitarbeitermangel ist aktuell das größte Problem im Personalwesen. Wie Sie der kooperative Führungsstil darin unterstützt, Mitarbeiter zu binden und zu motivieren.
Einige Teilnehmer meines Workshops räuspern sich. Nach und nach gewinnen sie ihre Fassung zurück. Ich hatte ihnen einen Film über Bodo Jansen gezeigt.
2010 hatte der Hotelier von seinen Mitarbeiter*innen ein denkbar schlechtes Zeugnis als Führungskraft bekommen. Er nahm es sich zu Herzen, stellte seinen Kommunikations- und Führungsstil konsequent um – und steht heute besser da, denn je. Die Mitarbeiter*innen stehen uneingeschränkt hinter ihm und das Geschäft läuft rund.
Die Filmdokumentation über die Geschichte der Hotelkette Upstalsboom hat Furore gemacht. Auch die Teilnehmer meines Workshops sind offensichtlich berührt: Kann Arbeit so menschlich zugewandt sein? Und zugleich wirtschaftlich erfolgreich? Eine tiefe, unerfüllte Sehnsucht wird erkennbar.
Menschen gehen für ihre Führungskraft – oder gar nicht
Führungskräfte ahnen meist nicht, wie sehr ihre Mitarbeiter*innen bereit sind, sich für sie zu engagieren. Eigentlich. Denn tatsächlich bleibt das Engagement viel zu oft auf der Strecke. Die Mitarbeiter*innen fühlen sich ungesehen. Ihr Engagement und ihr Fachwissen werden nicht geschätzt. Wer möchte sich da noch anstrengen? Die Verletzungen reichen tief.
„Ich habe die Mitarbeiter doch gar nicht angeschrien!“, sagen Führungskräfte manchmal. Doch das reicht nicht. In keiner Weise.
Deshalb ist der kooperative Führungsstil so attraktiv
Im kooperativen Führungsansatz finden Führungskräfte eine Richtschnur, erprobt und zielführend zugleich. Er erzeugt ein Arbeitsklima, innerhalb dessen die Mitarbeiter*innen gerne und mit Engagement arbeiten. Zugleich bewirkt er einen Innovationsschub für das Unternehmen.
Doch was ist der kooperative Führungsstil genau?
Der kooperative Führungsstil versteht sich als personenorientiert.
Das bedeutet: Die Motivation der Mitarbeiter*innen gilt als Basis für gute Leistungen und Engagement. Daher kommen die Unternehmen den Bedürfnissen und Erwartungen der Mitarbeiter*innen weitgehend entgegen.
Entscheidungen fallen tendenziell im Team oder in der Gruppe:
Lösungen werden gemeinsam im Team entwickelt. Der Entscheidungsspielraum der Führungskraft ist begrenzt. Sie versteht sich als Teil des Teams.
Typisch für den kooperativen Führungsstil sind flache Hierarchien sowie eine offene, wertschätzende Kommunikation.
Unterkategorien des kooperativen Führungsstils sind unter anderem:
Der partizipative Führungsstil:
Die Führungskraft informiert ihre Mitarbeiter*innen über ihre Entscheidungen. Allerdings fällt die Entscheidung erst, wenn die Mitarbeiter*innen ihre Meinung geäußert haben.
Der demokratische Führungsstil:
Entscheidungen fallen gemeinsam in der Gruppe. Die Führungskraft nimmt die Rolle eines Koordinators ein.
Vorteile des kooperativen Führungsstils
An erster Stelle stehen Motivation und Mitarbeiterbindung:
- Der kooperative Führungsstil fördert das, was sich viele Mitarbeiter*innen wünschen: mehr Entscheidungsfreiheit und Autonomie bei der Arbeit.
- Die Mitarbeiter*innen erfahren Sinn bei ihrer Arbeit. Deshalb empfinden sie eine höhere Verbundenheit zu ihrem Arbeitgeber und verfolgen die Unternehmensziele mit Engagement.
- Ein Klima von Respekt und gegenseitiger Wertschätzung fördern ein positives Betriebsklima.
Auch das Unternehmen profitiert:
- Die gegenseitige Wertschätzung im Team fördert die Bereitschaft, auch einmal „eine Extra-Meile“ zu gehen.
- Die Mitarbeiter*innen bringen Fach- und Spezialwissen mit. Dieser Schatz wird gehoben. Kreativität und Innovationskraft steigen.
- Das Unternehmen erfährt einen wirtschaftlichen Mehrwert durch eine höhere Motivation, weniger Krankheitstage und ein Plus an Innovationskraft.
Nachteile des kooperativen Führungsstils
- Jeder und jede hat eine eigene Meinung, gerade in heterogenen Teams. Dadurch werden viele Ideen freigesetzt. Diese jedoch herunterzubrechen und zu kanalisieren, ist mitunter nicht einfach.
- Entscheidungen verzögern sich, gerade, wenn alle Mitarbeiter*innen gehört und eingebunden werden sollen.
- Eine erfahrene Führungskraft ist in der Lage, die Situation aufzufangen und zu moderieren – und so mögliche wirtschaftliche Einbußen für das Unternehmen durch ausufernde Diskussionen abzuwenden. Deshalb ist die soziale Kompetenz der Führungskraft von höchster Priorität. Führung und Selbstführung gehören untrennbar zusammen.
Die Bedeutung des kooperativen Führungsstils wächst
Vor einiger Zeit meldete das ifo-Institut ein „Allzeithoch“ des Fachkräftemangels. „Immer mehr Unternehmen müssen ihre Geschäfte einschränken, weil sie einfach nicht genug Personal finden“, sagt ifo-Arbeitsmarktexperte Stefan Sauer. In einer EY-Studie bekundeten drei von fünf Befragten ein Interesse an einem Jobwechsel. Jeder Fünfte sucht aktiv.
Wie lassen sich Mitarbeitende finden und halten? Worauf achten sie bei der Jobsuche? Landauf, landab ist dies die drängendste Frage von Personalverantwortlichen. Zahlreiche Studien gehen dem Thema nach – so auch die Randstadt-Studie: „Karrierewege Millennials 2022“. Dort heißt es:
Kriterien für die Auswahl des Arbeitgebers sind:
- 58 Prozent: Gutes Arbeitsklima, Team, Kollegen
- 50 Prozent: Gehalt
- 50 Prozent: Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben
Das Arbeitsklima und mit ihm das Miteinander der Kollegen steht an erster Stelle.
Klar ist: In den Unternehmen muss sich etwas verändern. Schaut man in die Studien und darauf, was Menschen benötigen, um sich zu entfalten und wieder intrinsisch motiviert zu sein, so kann ich ganz klar sagen: Der kooperative Führungsstil ist die Antwort.
Mit dem kooperativen Führungsstil gewinnen die Unternehmen zufriedene und loyale Mitarbeiter*innen. Der „Dienst nach Vorschrift“ hat ein Ende. Führungskräfte können ihre Mitarbeiter*innen neu inspirieren, die Motivation wecken und die Leistung des Unternehmens steigern.
Bei Fragen zu den Führungskräftetrainings sind wir für Sie da!
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